Zum Interviewpartner
Richard Radermacher ist Unternehmer, Designer und Webentwickler mit über 20 Jahren Praxiserfahrung. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner begleitet er mit seiner Firma Tat & Kraft Unternehmen bei digitalen Lösungen jeglicher Art.
Richard ist stolzer Papa einer 4-jährigen Tochter. Als begeisterter Achtsamkeitsfan und langjähriger Praktiker der Meditation hat sich Richard zudem seinem Herzensprojekt Lebenstag.de verschrieben. Hierbei geht es darum den Moment wieder mehr schätzen zu lernen.
Richard Radermacher
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Einleitung zum Gespräch
Richard und Lilian kennen sich über die Kinder, die in der Vergangenheit die gleiche Kita besuchten. Da Richard und Lilian sich aber zudem auch ein Office teilen, ergeben sich immer wieder interessante und tiefsinnige Gesprächsthemen, auch zum Thema Achtsamkeit, die wir hier im Podcast nun auch in Auszügen mit Euch teilen möchten.
Thema des Podcasts
Im Interview-Gespräch mit Richard Rademacher und Lilian Güntsche-Hilgendag zum Thema Lebenstage, Meditation, Unternehmertum und bewusstes Leben.
Was lernst du in dieser Folge?
(03:56) Was Richard zu Lilians Geschichte mit dem Marienkäfer bzw. zum Erschaffen von “Marienkäfermomenten” sagt
(02:26) Welches Zitat verbindet Richard mit Elternschaft, Achtsamkeit und Bewusstein
(06:07) Druck erzeugt Gegendruck
(08:11) Der Atem und Meditation als Schlüssel für mehr Gelassenheit im Alltag
(15:30) Was bedeutet für Richard Achtsamkeit
(18:05) Wie integriert Richard Achtsamkeit, Gelassenheit und Bewusstsein in sein Business und in sein Familienleben?
(19:32) Leichtigkeit als eines der Schlüsselthemen
(25:36) Impulse von Richard für besonders stressige Situationen
(37:40) Die Gewohnheit des Loslassens
(39:37) Richard und sein Herzensprojekt “Lebenstag.de”
(49:44) Richards Wunsch für Eltern, Kinder und Familien
Top Themen, die wir besprochen haben und die uns inspirierten
Die Kraft der Meditation, eine aktive Fehlerkultur, die Gewohnheit von Leichtigkeit und Loslassen und ein bewussteres Leben.
Was Richard zu Lilians Geschichte mit dem Marienkäfer sagt
In der Geschichte mit dem Marienkäfer und dass es so dein “Aha-Moment” war, da ist viel Magie drin. Ich kann das komplett nachfühlen, es fühlt sich für mich so “echt” an. Die Geschichte erinnert genau an das, dass wir das im Laufe des Großwerdens, des Erwachsenwerdens, viel verlieren – die Wertschätzung. Deswegen finde ich die Geschichte so berührend und sehr schön. (03:56)
“Der Moment ist es wert.”
Richard Radermacher (02:43)
Welches Zitat verbindet Richard mit Elternschaft, Achtsamkeit und Bewusstsein?
“Der Moment ist es wert.” Daran werde ich immer wieder erinnert.
Gerade in Momenten, in denen ich mit meinem erwachsenen Geist so durch den Alltag rattere und dann merke: “okay, jetzt möchte ich gerne, dass meine Tochter doch bitte nach links geht, damit wir nach links kommen, wo wir hin müssen, da dort unser Zielort ist”.
Doch genau in diesen Momenten fällt natürlich meiner Tochter ein: “Ja, nee!” Und statt jetzt in den Konflikt zu gehen, dank einer bewussteren Art und Weise ins Leben zu gucken, nehme ich dann auch zum Glück schnell wahr: “Okay. Moment mal, hier ist etwas, was gerade für meine Tochter viel wichtiger ist, als dahin zu hechten und lieber mal innezuhalten”.
Der Moment ist es wert, da auch einfach mal in der Ruhe zu bleiben und mal zu schauen, was sich da gerade bei deinem Kind tut. Garantiert kannst du auch was lernen, vielleicht auch was sehen, was du durch deine Alltags-Blindheit sonst gar nicht mehr sehen kannst.
“Druck erzeugt Gegendruck. Das kennen wir alle im Elternsein. Da kommen wir am Ende eigentlich auch nicht weiter.”
Richard Radermacher (06:07)
Gelingt es Richard immer, in der Ruhe zu bleiben und dem Moment den Raum zu geben?
Wünschen würde ich mir von mir selbst, dass ich diesen”Zen-Modus” dann immer gleich habe. Einfach, um diesem Moment den Raum zu geben. Doch das ist nicht mein Alltag. Das ist mein Streben dahin. Das heißt, ich werde dahingehend immer besser.
Ich lerne als Elternteil auch dazu. Doch natürlich gibt es auch Konflikt-Momente, in denen ich dann gucken muss, mich im Zaum zu halten, da zu viel Druck zu machen. Druck erzeugt Gegendruck. Das kennen wir alle im Elternsein. Da kommen wir am Ende eigentlich auch nicht weiter.
Und am Ende nehmen wir im schlimmsten Fall sogar das Kind noch auf den Arm und rennen einfach stramm weiter. Manchmal ist es die Lösung, manchmal passiert das so. Solange man es aber schafft, das noch mit seinem Kind aufzuklären, dass es an sich nichts falsch gemacht hat, dann kriegt man das auch emotional wieder kompensiert. Ich für meinen Teil habe da auch eine gewisse Gelassenheit mir gegenüber, solange halt keiner zu Schaden kommt. Das ist natürlich ganz wichtig. (05:36)
“Meditation ist wie Urlaub in mir selbst machen.”
Richard Radermacher (12:40)
Der Atem und Meditation als Schlüssel für mehr Gelassenheit im Alltag
Das Schöne ist, Sachen müssen nicht kompliziert sein. Tief Luft holen ist ein ernst gemeinter Rat an der Stelle.
Generell bin ich der Meditation sehr zugewandt. Andere sind es dem Yoga. Bei mir ist es die Meditation und eines der ersten Sachen ist, sich mit dem Atem zu befassen, den Atem zu beobachten. Da steckt eigentlich der Schlüssel drin, das mal zuzulassen, sich darin zu trainieren, das zu können. Denn damit lenkt sich der Fokus aus stressigen Situationen auf etwas, was omnipräsent ist. Dein Atem und etwas, das du super regulieren oder beobachten kannst, wie er langsamer wird, wie sich alles beruhigt. Und das sind teilweise Bruchteile von Sekunden, in denen das geht. Das ist unheimlich viel. Nennen wir es mal Alltagstraining.
Doch es beginnt damit, dass du die Gewohnheit zu meditieren generell in dein Leben holst. Und da reichen zehn Minuten. Das muss nicht eine Stunde sein. Und wenn es noch zu viel ist, dann mach es fünf Minuten! Aber lerne diesen Moment kennen, dieses “Switchens”. Das ist das, was hier der “Magic Moment” ist, dieser Fokuswechsel – raus aus der Stresssituation! (08:10)
“Achtsamkeit ist wie ein Schlüssel zu einer anderen Welt der Möglichkeiten.”
Richard Radermacher (16:10)
Was bedeutet Achtsamkeit für Richard?
Achtsamkeit bedeutet für mich, einen Bezug zu mir selbst zu haben, also mich wahrzunehmen.
Ich habe eine sehr empathische Seite, die aber auch ins Negative kippen kann, da ich zu viel aufnehme, was von außen stammt, also Emotionen und die Verarbeitung dessen. Achtsamkeit hat mir geholfen, mich dadurch abgrenzen zu können. Das ist ein Training für mein ganzes Leben.
Achtsamkeit ist für mich auch Wahrnehmung in Millisekunden, wie schnell ich mit meinen Gefühlswelten in Berührung kommen kann. Am Ende ist es wie ein Schlüssel zu einer anderen Welt der Möglichkeiten. Es ist nicht das Ergebnis, es ist ein Zugang zu etwas anderem. Es ist wie eine Türschwelle, über die ich dann rübergehen kann. (15:30)
Wie integriert Richard Achtsamkeit oder auch Gelassenheit und Bewusstsein in sein Business und auch in seine Familie?
“Gelassenheit ist das Stichwort. Gelassenheit heißt die Härte aus manchen Sachen rausnehmen.” (18:07)
Es gibt im Beruflichen natürlich zwei Seiten. Manchmal braucht es die Kraft, um Ziele zu erreichen. Dann geht es darum, zielgerichtet Kraft anzuwenden, Power, Energie, die etwas bewirken soll. Dem Gegenüber steht aber eine Sanftheit, und das ist für mich im Beruflichen zum Beispiel eine lebendig gelebte Fehlerkultur, die zu viel mehr Erleichterung geführt hat. Leichtigkeit ist auch so ein Wort, was ich gerne noch mit reinbringen möchte.
Neben Glück und Freiheit ist Leichtigkeit eines der Schlüsselthemen – wie sich nämlich etwas anfühlen soll, während du es machst. Daran arbeite ich auch und es ist eine Zielsetzung für mein Leben. Ich möchte das auch so vorleben und das meiner Tochter auch näherbringen.
"Neben Glück und Freiheit ist Leichtigkeit eines der Schlüsselthemen - wie sich nämlich etwas anfühlen soll, während du es machst."
Richard Radermacher (19:32)
“Ich möchte ein Bild von Arbeit prägen, das menschlich ist. Eine Fehlerkultur, die erlaubt, dass ich Fehler machen darf, dass ich mich dafür nicht grämen muss, dass ich keine Perfektion anstreben muss, die mich krank werden lässt. Das ist für mich eine der größten Lehren im Berufsleben: Fehlerkultur aktiv zu fördern und zu leben. Viele haben so viel Angst vor Fehlern.” (20:07)
All das trage ich auch in meinem Privatleben. Wir wollen als Eltern das Beste für unsere Kinder. Wir wollen am Ende perfekt sein. Aber ich bin jetzt in meinem Leben an einem Punkt angekommen, wo die Perfektion nicht mehr mein Leben bestimmt. Ich bringe das gar nicht mehr mit rein, diesen Anspruch, den Perfektionsdrang.
Wie geht Richard mit Stress um, wenn jetzt zum Beispiel Familie, Kinder, Kunden, Geschäftspartner alles gleichzeitig irgendwelche Bedürfnisse äußern? Wie organisiert Richard sich?
Ich arbeite in meinem Beruf auch mal im Homeoffice und kann generell von überall arbeiten. Ich durfte dann aber auch lernen, dass es förderlich ist, die Umgebung nach Schwerpunkt meines Fokus zu setzen. Das heißt, wenn ich zu Hause am Küchentisch sitze und arbeite, dann ist es fast schon ein vorprogrammierter Konflikt, der in der Familie entsteht, wenn meine Tochter von der Kita oder meine Frau von der Arbeit kommt. Weil ich in einem Raum der privaten Umgebung bin und dort dann Alltagssachen und viel Organisatorisches, wie wir ja wissen, als Eltern besprochen werden will, obwohl ich zum Beispiel gerade eine Mail an einen Kunden schreiben wollte. Dann provoziere ich den Konflikt, indem ich die Umgebung falsch gewählt habe oder für den Moment falsch gewählt habe, für die Tätigkeit, die ich gerade machen möchte.
"Räumliche Trennung, also den Fokus zu kombinieren mit Umgebungen hat mir persönlich sehr geholfen, um mit Stress umzugehen."
Richard Radermacher (25:42)
Da habe ich gelernt, dass ich dann den Raum ändere. In meinem Fall habe ich ein naheliegendes Büro, wo auch Du, liebe Lilian, öfters mal anzutreffen bist.
Und im Privatleben eben umgekehrt, also die Sachen vom Privatleben jetzt nicht allesamt hiermit an meinen Schreibtisch zu bringen.
Ich gehe viel spazieren. Ich habe Übergangsorte. Spazieren ist nicht geknüpft an Beruf oder privat. Gehmeditation zum Beispiel. Für mich ist Spazieren einfach eine Umgebung, Natur, ein nahe gelegener Park, wo ich einfach meine Runden drehe, einfach spazieren gehen und das auch gerne alleine.
"Das Loslassen ist einer der *Magic Moments* - wenn du das immer mehr durch Training kannst, dem nicht weiter nachzugehen, aus der Gewohnheit des Denkens rauszugehen in die neue Gewohnheit des Loslassens.”
Richard Radermacher (37:40)
Richard und sein Herzprojekt “Lebenstag.de”
Das Vorhaben ist unter dem Namen “Tage deines Lebens” ins Leben gekommen und heißt heute “lebenstag.de”.
Inhaltlich geht es um genau das. Es geht um die Tage deines Lebens oder die eines Menschen, der dir viel bedeutet. Zum Beispiel dein Kind. Mit diesem Vorhaben möchte ich einen Beitrag leisten, mit einer Hilfestellung eine bewusste Lebensführung zu unterstützen, die natürlich erstmal eine Selbstverantwortung ist, das zu tun. Ich liebe Hilfe zur Selbsthilfe. Das ist so ein Grundsatz von mir.
In meinem jetzigen Fall also eine Unterstützung zu bieten, diesen Weg damit zu fördern und sich der Einmaligkeit eines Tages in dem eigenen Leben bewusst zu werden. Einem Lebenstag.
Und diese Einmaligkeit hat sich in meiner eigenen Erfahrung und Wahrnehmung massiv geändert, als ich nicht mehr mit normalen Daten gerechnet habe. Heute haben wir den 4. Januar 2024 (Tag des Podcast-Interviews). Wir hatten den 4. Januar aber auch letztes Jahr und wir werden nächstes Jahr, so wie die Welt will, auch noch einen 4. Januar haben. Diese Wahrnehmung von Zeit hat bei mir nicht das ausgelöst, wie zu wissen:
“HEUTE ist mein persönlicher 14.582 Lebenstag und morgen ist genau dieser nicht mehr.” (41:21)
Die Nummer ändert sich, der Zähler ändert sich. Und nächstes Jahr, am 4. Januar, ist das ein ganz anderer. Dieses Bewusstsein über Einmaligkeit hat mich persönlich dazu gebracht, ganz platt gesagt, manchmal auch den Hintern hoch zu kriegen, wenn ich zu träge wurde in manchen Sachen, die mir an sich wichtig waren. Das hat mir geholfen, mir so einen Leitfaden zu geben.
"Ich möchte jeden Lebenstag etwas für meine zukünftigen Lebenstage tun."
Richard Radermacher (41:31)
Wir hatten jetzt gerade den 1.500. Lebenstag von unserer Tochter und den zelebrieren wir auch als Familie. Das sind so Highlight Tage.
Mit Lebenstag.de haben wir Tools und Werkzeuge aufgebaut. Ein Teil davon ist der “Lebenstag-Rechner”. Den findet jetzt jeder auf Lebenstag.de. Und es gibt einen Lebenstag-Kalender, den man auf dem Handy einrichten kann – als Beta-Version. Darüber hinaus wird es auch noch mehr geben.
Das darf jeder selbst entscheiden, was das heißt, Jubiläumstage zu zelebrieren. In meiner Vorstellung dieses Vorhabens sind es eben Zehnertage, Hundertertage und Tausendertage, die gefeiert werden.
Wir feiern in dem Moment das Leben. Das ist für mich der Dreh- und Angelpunkt. Auch die Alltags-Blindheit nimmt ab, was für mich zum Beispiel auch aus eigener Erfahrung ein riesen Punkt ist. Dieses Zelebrieren holt einen aus dem Alltag in dem Moment mal raus, denn du zelebrierst nicht jeden Tag wie deinen letzten, sondern eben alle zehn Tage, alle 100 Tage, aber mehr als einmal im Jahr den Geburtstag.
Richards Wunsch für Eltern, Kinder und Familien
Ich wünsche allen mehr Gelassenheit mit sich, mehr Gnade sich selbst, ihren Kindern und ihren Partnern gegenüber.
Mehr Gelassenheit im Miteinander. Und genau das zu leben. Das ist okay. Da sind wir alle gut aufgehoben – in Gelassenheit. (49:44)
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Über den MARIENKÄFERMOMENTE Podcast
Der Podcast “Achtsamkeit für Eltern von MARIENKÄFERMOMENTE®”- von und mit Lilian Güntsche-Hilgendag – Achtsamkeitsautorin, Mindful Parenting, Life Design & Agile Coach sowie internationale Beraterin für (digitale) Transformation – ist der neue Gelassenheits-Tipp für working Moms & Dads. In abwechslungsreichen Gesprächen mit inspirierenden Gästen aus u.a. Bereichen der Gesundheitsbranche, Achtsamkeitspraxis, Persönlichkeitsentwicklung und Kommunikation sowie mit Role Models für Vereinbarkeit aus Arbeit und Familie thematisiert Lilian in ihren Gesprächen, wie wir die Welt wieder etwas mehr aus Kinderaugen sehen können. Zum Beispiel durch das »Zählen von Marienkäferpunkten«.
In wie fern sind sog. MARIENKÄFERMOMENTE® ein Erfolgsgeheimnis zu mehr Gelassenheit? Wie können wir den konstanten Wandel durch eine agile Haltung meistern, um besser mit Stress umgehen zu können? Wie können wir Achtsamkeit in den Familienalltag integrieren? Wie können leistungsorientiere Eltern das „Loslassen“ lernen, ohne die eigenen Träume aus den Augen zu verlieren? Diese und weitere Fragen sind Themen, die im Podcast beleuchtet werden. Der Podcast „Achtsamkeit für Eltern“ erscheint begleitend zu Lilians neuem Buch „Gelassen und agil dank Kindern“, welches Ende März 2024 bei Springer erschienen und nun überall erhältlich ist.
Achtung: Dieser Podcast könnte zu ganz neuen Sichtweisen führen und ist geballt mit Tipps und Impulsen! Weitere Infos und Anfragen hier auf www.marienkäfermomente.jetzt und via Email an info@marienkaefermomente.jetzt