
Zum Interviewpartner
Betriebswirtin und gelernte Fremdsprachenkorrespondentin Sarah Drücker ist Co-Founderin von smart worq und Mama Meeting sowie Lehrgangsinitiatorin und Dozentin des Zertifikatslehrgangs zur Vereinbarkeitsmanager:in (IHK)
Sarah Drücker

Hashtags
- #Netzwerken
- #Vereinbarkeit
- #Achtsamkeit
Einleitung zum Gespräch
Sarah Drücker und Lilian lernten sich im Rahmen des Rock ‘n‘ Raise Festivals für Working Moms kennen. Ein Event von Mama Meeting, welches weibliche Persönlichkeiten auf die Bühne bringt, um Erfolgsgeschichten zu teilen, für gelingende Vereinbarkeit aus Business und Baby.
Mama Meeting richtet sich als Netzwerk an Mütter, die neben dem Muttersein auch noch weitere “Facetten, Leidenschaften und Ambitionen“ haben und ein Interesse am Netzwerken mit gleichgesinnten “Working Moms” mitbringen, um gemeinsam Synergien zu nutzen.
Thema des Podcasts
In dem gemeinsamen Gespräch im Rahmen des Buches “Gelassen und agil dank Kindern” sprachen Sarah und Lilian vor allem über Sarahs Herzensthema Vereinbarkeit, denn neben Mama Meeting, wo Sarah gemeinsam mit ihrer Mitgründerin Juliane Schreiber aktiv war, ist sie auch als Dozentin an der IHK aktiv, wo sie unter der Marke smart worq und in Kooperation mit der IHK Köln einen eigenen Zertifikatslehrgang als Vereinbarkeitsmanager:in (IHK) ins Leben gerufen hat. Neben der Vereinbarkeit sprachen Sarah und Lilian auch über Achtsamkeit, was wir von Kindern lernen können und den Wandel, den wir durchlaufen, wenn wir Mama werden.
Was lernst du in dieser Folge?
(03:18) Es braucht ein Dorf für die Erziehung – warum?
(06:54) Sarahs Zitate zum Thema Achtsamkeit und Erziehung
(09:16) Wofür steht das Rock n Raise Festival?
(11:45) Learnings, die man bei Mama Meeting mitnehmen kann?
(13:42) Was Vereinbarkeit für Sarah bedeutet?
(19:05) Sarahs Gedankens zum Thema Care-Arbeit Gap
(24:38) Sarahs Tipps, wie wir etwas ändern können in Richtung gelingende Vereinbarkeit
(26:42) Zertifikats-Lehrgangs zum/zur Vereinbarkeits-Manager:in
(34:40) Vereinbarkeit ins Unternehmen bzw. in die Wirtschaft tragen, geht das?
(36:58) Wie bringt Sarah als berufstätige Mutter, Gründerin und Dozentin alles unter einen Hut
(41:51) Was bedeutet Achtsamkeit für Sarah?
(44:16) Sarahs Reaktion auf die „Geschichte mit dem Marienkäfer“ und zum Thema Elternschaft
(47:50) Sarahs Wunsch an einen Glückskäfer?
Top Themen, die wir besprochen haben und die uns inspirierten
Vereinbarkeit, Netzwerken und Achtsamkeit. Selfcare ins Leben integrieren. Trennung von Arbeitszeit und Kinder-Familien-Zeit.
„Es braucht ein Dorf um ein Kind großzuziehen."
allgemeines Sprichwort; Podcast #08 - Sarah Drücker (03:18)
Sarah Lieblingszitat in Verbindung mit Elternschaft
Es ist überhaupt kein erstrebenswertes Ziel, alles alleine schaffen zu müssen, sondern es braucht ein Dorf.
Und in unserem urbanen Umfeld, in dem wir uns heutzutage bewegen, aber auch wenn es aus dem Urbanen rausgeht ins Ländliche, bedeutet das leider nicht mehr, dass das Dorf so selbstverständlich an der Kindererziehung oder an dem Familienleben teilhat, so wie es vielleicht noch vor Jahrzehnten war.
Sich selbst ein Dorf zu schaffen, um sich überhaupt in diesem Dorf auch bewegen zu können, ist ein starkes Bild. Wenn man länger darüber nachdenkt, wer alles in so einem Dorf wohnt oder wer im Dorf alles zusammenkommt, ist es letztendlich das Netzwerk, dass jeder Mensch braucht, um Dinge des Alltags lösen oder leichter abgeben zu können. (03:18)
Es ist so wichtig, jemanden zu kennen, den ich fragen kann, wenn ich gerade selber nicht den Weg zum Einkaufen gehen kann, schnell einen Babysitter brauche oder mein Auto kaputt ist und ich jemanden brauche, der es mir abholt. (05:04)
„Du kannst die Wellen nicht aufhalten, aber du kannst lernen zu surfen."
Jon Kabat-Zinn; Podcast #08 - Sarah Drücker (06:54)
Sarah Lieblingszitat in Verbindung mit Achtsamkeit
Neben dem Dorf für die Familie, ist das Zitat mit den Wellen ein schönes Bild. Denn grundsätzlich sind Wellen – hohe Wellen – etwas total Schönes, auch im Meer. Aber wenn sie im Kontext von Überrollen („es wird mir zu viel“) betrachtet werden, dann wirkt es auch schnell erdrückend. Diese Kombination aus “Du kannst nichts dagegen machen, was auf dich zurollt, aber du kannst lernen, damit bestmöglich umzugehen” ist sehr hilfreich. Und Surfen ist etwas, das, wenn du es kannst, richtig Spaß macht. (06:54)
Wofür steht das Rock ‘n Raise Festival von Mama Meeting?
Das Rock n Raise Festival ist die große Bühne für Themen rund um gelingende Vereinbarkeit mit dem Motto: „Rock your career and raise your kids“.
Damals, als ich in der Gründung dessen dabei war, wollten wir, dass das Zusammenbringen von Familie und Beruf etwas ist, das in einem Festival Rahmen positiv erscheint, da es häufig als Herausforderung oder als negativer Teil des Lebens wahrgenommen wird.
Wenn wir aber das, was wir haben, feiern und die große Bühne im aller positivsten Sinne dafür nutzen, Frauen auf die Bühne zu holen, die ihre Erfolgsgeschichten erzählen. Das bringt viel Empowerment und Wissen zu dem Thema. (09:16
Was waren wichtige Learnings, die man bei Mama Meeting oder dem Rock n Raise Festival mitnehmen kann?
Das ist Aufklärungsarbeit zum Thema Vereinbarkeit und viele Wissensinhalte, z.B.
- zu flexiblen Arbeitsmodellen.
- rund um Karriere im Konzern und / oder Selbstständigkeit
- Empowerment-und Mindset-Themen,
- Vereinbarkeits-Themen im Privaten und im Beruflichen.
- Know-how zum Thema Finanzen und Recht, wenn ich ins Tun kommen möchte.
- Tools für einen gesunden Alltag. Da spielen auch Themen wie Achtsamkeit, Stressreduktion und Zeitmanagement mit hinein
„Ich stelle mir keine Work-Life-Balance mehr vor, da dies das Bild einer Waage ist, wo ich immer das Gefühl habe, einem Ausgleich hinterherzurennen. (...) Mein Ziel ist es, das Miteinander zu integrieren, sodass es wie ein Zahnrad läuft."
Sarah Drücker (15:04)
Was bedeutet Vereinbarkeit für Sarah?
Die allgemeine Definition von Vereinbarkeit, die ich mittlerweile für mich am passendsten finde, ist das „Zusammenbringen aller Dinge“. Das Zusammenbringen aller Dinge im Alltag ist etwas extrem Komplexes und ein super fluider Zustand.
Da darf das Arbeitsleben mal eine größere Rolle spielen. Und dann ist es auch völlig in Ordnung, wenn in anderen zeitlichen Phasen dann das Privatleben eine entscheidende Rolle spielt.
Gelingende Vereinbarkeit ist, für mich entscheiden zu können, die Möglichkeit und ein Setup im Team zu haben – egal ob das Team “Kleine Familie”, “Team größerer Familienkreis” oder “Team Babysitter oder Betreuung” – um flexibel reagieren zu können.
„Vereinbarkeit ist kein Frauen- oder Mütterthema, sondern ein Thema für alle Menschen. Vereinbarkeit ist ein Menschenthema."
Sarah Drücker (28:40)
Sarahs Gedankens zum Thema Care-Arbeit Gap
Es gibt einen starken Care-Arbeit Gap zwischen Frauen und Männern, der auch durch Studien belegt ist.
Frauen leisten pro Tag durchschnittlich 1,5h mehr Care Arbeit als Männer. In der Altersgruppe ab 34 Jahren, sind es sogar 2,5h pro Tag mit Kindern unter sechs Jahren im Haushalt.
Die Last und die Arbeit liegen aktuell erwiesenermaßen mehr auf den Schultern der Frauen. (19:05)
In Deutschland arbeiten 30 % aller Beschäftigten in Teilzeit. Wenn wir da rein zoomen, dann sehen wir, dass jede zweite erwerbstätige Frau in Teilzeit arbeitet und nur jeder zehnte erwerbstätige Mann in Teilzeit arbeitet (gemäß aktuellen Zahlen von Statista). Wenn man da noch weiter rein geht, sieht man, dass 70 % der Mütter mit Kindern unter sechs Jahren in Teilzeit arbeiten und nur 7 % der Väter.
Es kommt dir also nicht nur in einer Phase deines Lebens so vor, sondern das Ganze hat System. Es ist ein Patriarchat, in dem wir leben. Das muss uns bewusst sein. Das Gute ist, der Wunsch nach Veränderung und gelingender Vereinbarkeit, der daraus resultiert, ist nichts, das wir alleine auf unseren Schultern tragen müssen. Da kommen alle mit ins Boot. (21:45)
Wir unterscheiden 3 Bereiche der Vereinbarkeit:
- Privates Umfeld, die eigene gelebte Vereinbarkeit
- Gesellschaftspolitischer Bereich wie Werte, Normen, Bildungs- und Betreuungssystem
- Wirtschaft und Unternehmensperspektive
„Lasst uns für uns im Kleinen etwas ändern, im Privaten, also Vereinbarkeit am Küchentisch leben."
Sarah Drücker (25:00)
Was steckt hinter dem Zertifikats-Lehrgangs zum/zur Vereinbarkeits-Manager:in (IHK) und wie kam es dazu?
Sarah fungiert als Initiatorin des Zertifikats-Lehrgangs zum/zur Vereinbarkeits-Manager:in in der Rolle der Lehrgangsleitung und neben einem großen Expert/innen Team auch selbst als Dozentin.
Leider sind in der Wirtschaft Teilzeitstellen weniger gut bezahlt und mit weniger Verantwortung behaftet. Mütter haben oft noch nicht die Möglichkeit, je nachdem, in was für einem Umfeld sie waren, nach der Elternzeit in den Bereich zurückzukommen, in dem sie tätig waren. Was kann also die Wirtschaft tun, um gelingende Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch tatsächlich bei sich zu implementieren?
Dazu sind wir in den Austausch getreten und haben in Kooperation mit der IHK Köln den Zertifikats-Lehrgang zum / zur Vereinbarkeits-Manager:in entwickelt. (25:55)
Wir geben in diesem 50-stündigen Zertifikats-Lehrgang das ganze Wissen rund um den Vereinbarkeits-Begriff mit, aber vor allen Dingen auch die Möglichkeit, Vereinbarkeit und Konzepte für die individuellen Unternehmens-Kontexte zu entwickeln und damit nicht nur das Wissen, sondern auch die konkreten Maßnahmen um die Veränderung ins Unternehmen zu tragen, um im Idealfall eine Win-Win Situation für Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen zu kreieren.
Es stellt sich dann heraus – und das ist etwas, was wir im Zertifikatslehrgang ganz im Detail analysieren – dass Vereinbarkeit nicht nur Frauen- oder Mütterthema ist, sondern alle Menschen betrifft. (27:18)
Es geht darum, den Menschen in den Fokus zu stellen und die Arbeit wieder menschlicher zu machen. Da profitieren wir alle von, inklusive die Unternehmen, die künftig gesündere und zufriedene, langfristigere, einsatzbereite Mitarbeiter:innen haben."
Sarah Drücker (28:52)
Vereinbarkeit ins Unternehmen bzw. in die Wirtschaft tragen, geht das?
Die beste Vereinbarkeits-Maßnahme, die ich implementiere, bringt nichts, wenn ich als Unternehmen immer noch Signale setze, die dagegensprechen.
Ich kann nicht wollen, dass Männer motiviert werden, in Elternzeit zu gehen und zeitgleich in meinem Wertesystem beibehalten “Wer in Elternzeit geht, wird nicht befördert”, sondern muss das, was ich mir vornehme, auch im Wertesystem verankern und in der Unternehmenskultur erlebbar machen. (34:40)
Ich glaube fest daran, dass Vereinbarkeit auch ein Bottom-Up Thema sein kann.
Wenn sich die ganze Belegschaft gemeinsam darauf einigt, ein Vereinbarkeitsziel zu verfolgen, dann kann das auch von unten nach oben hoch skaliert werden. Es ist aber wichtig, dass auch in der Führungsebene umsetzbar zu machen. Dafür braucht es Vorbilder in der Führungsriege, die sich hinstellen und das machen.
Es gibt eine Studie, die aussagt, dass eine männliche Führungskraft, die in Elternzeit geht, fünf weitere Männer dazu motiviert, es auch zu tun. (35:29)
Das signalisiert hoffentlich auch in der Wirtschaft in den kommenden fünf Jahren, dass sie ein wichtiges To-Do haben, denn wenn sie Vereinbarkeit nicht ermöglichen, sind die Fachkräfte bald weg, dann sind es nicht die Führungskräfte von morgen. (36:20)

Sarahs Tipps, um alles unter einen Hut zu bringen
- Klares trennen von Arbeitszeit und Kinder-Familien-Zeit
- Achtsam mit den Kindern sein: “Es gibt kaum einen Moment, in denen man als Mutter, als Elternteil unachtsamer ist, als wenn man versucht zu arbeiten, und das Kind ist nebenbei dabei. Da hat man die ganze Zeit das Gefühl, keiner Situation gerecht zu werden”.
- Self-Care ins Leben integrieren als etwas ganz Selbstverständliches
„Es ist eine gewisse Kunst, als Erwachsener in dem Moment sein zu können und zu bleiben. Für Kinder ist eine absolute Selbstverständlichkeit."
Sarah Drücker (44:57)
Was bedeutet Achtsamkeit für Sarah?
Achtsamkeit war mir ehrlich gesagt bis vor ein paar Jahren gar kein richtig gängiger Begriff. Ich habe mich wenig damit beschäftigt, habe mir aber schon immer Zeit für Auszeiten für mich genommen. Ich gehe gerne in die Sauna und zum Wellnessen und das habe ich schon immer zweimal die Woche gemacht. Das sind die Momente, wo ich komplett bei mir bin.
Ich integriere Self-Care Zeiten fest in meinen Alltag, ohne sie abzutrennen.
Achtsamkeit ist auf jeden Fall etwas, das ich mir fest vorgenommen habe, vor allen Dingen auch als Vorbild meinen Kindern mitgeben zu wollen. (42:04)
„Wir können so viel lernen von unseren Kindern, wenn wir genau hingucken."
Sarah Drücker (47:39)
Sarahs Reaktion auf die „Geschichte mit dem Marienkäfer“ und zum Thema Elternschaft
Die Geschichte mit dem Marienkäfer ist wunderschön, sie ist so wahr und macht mich ganz emotional. Wir können so viel lernen von unseren Kindern, wenn wir genau hingucken. (45:35)
Sarahs Wunsch an einen Glückskäfer
Wenn unser Gespräch jetzt in Dein Buch einfließt, dann würde ich mir wünschen, dass in 20 Jahren, wenn meine Kinder das Buch lesen, sie denken:
„Wow, über was für Themen die Mama damals überhaupt reden musste. Ist doch selbstverständlich, dass wir gleichberechtigt leben, dass wir eine gelingende Vereinbarkeit haben, dass wir in unserer Partnerschaft Vereinbarkeit als Team sehen, dass Achtsamkeit eine Rolle in meinem Alltag spielt. Verrückt, wie gestresst die damals waren“.
Ich würde mir wünschen, dass sie es einfach gar nicht mehr nachvollziehen können, weil es normal geworden ist. (47:50)
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Über den MARIENKÄFERMOMENTE Podcast
Der Podcast “Achtsamkeit für Eltern von MARIENKÄFERMOMENTE”- von und mit Lilian Güntsche-Hilgendag – Achtsamkeitsautorin, Mindfulness & Agile Coach und internationale Beraterin für (digitale) Transformation – ist der neue Gelassenheits-Tipp für working Moms & Dads. In abwechslungsreichen Gesprächen mit inspirierenden Gästen aus u.a. Bereichen der Gesundheitsbranche, Achtsamkeitspraxis, Persönlichkeitsentwicklung und Kommunikation sowie mit Role Models für Vereinbarkeit aus Arbeit und Familie thematisiert Lilian in ihren Gesprächen, wie wir die Welt wieder etwas mehr aus Kinderaugen sehen können. Zum Beispiel durch das »Zählen von Marienkäferpunkten«.
In wie fern sind sog. MARIENKÄFERMOMENTE ein Erfolgsgeheimnis zu mehr Gelassenheit? Wie können wir den konstanten Wandel durch eine agile Haltung meistern, um besser mit Stress umgehen zu können? Wie können wir Achtsamkeit in den Familienalltag integrieren? Wie können leistungsorientiere Eltern das „Loslassen“ lernen, ohne die eigenen Träume aus den Augen zu verlieren? Diese und weitere Fragen sind Themen, die im Podcast beleuchtet werden. Der Podcast „Achtsamkeit für Eltern“ erscheint parallel zu Lilians neuem Buch „Gelassen und agil dank Kindern“ (Springer, angekündigt für Herbst 2023).
Achtung: Dieser Podcast könnte zu ganz neuen Sichtweisen führen und ist geballt mit Tipps und Impulsen! Weitere Infos und Anfragen hier unter: www.marienkäfermomente.jetzt.